Expertenmeinung von Herman Städtler

Lernraum Bewegung

Die Kinder bewegen

Räume entscheiden durch kindgerechte Gestaltung darüber, ob sich alle Kinder in ihnen auf Anhieb wohl und gut aufgehoben fühlen. Erst dann ist ein Lernen ohne Barrieren möglich. Bewegungsräume sollen ängstliche, aber auch mutige Kinder, mit und ohne Behinderung zu Bewegung und Spiel einladen. Es geht darum, sie zu ermutigen, sich über selbst gesteuerte Bewegung und Körperlichkeit immer wieder neu zu spüren. Dazu brauchen sie eine Lernumgebung, die auf vielfältige individuelle Lösung von Bewegungsaufgaben setzt und die Kinder über geeignete Materialien anregt, sich gemeinsam mit ihren Mitschülern mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen.

Bewegung und Körperlichkeit kann der gemeinsame Nenner zum gelingenden Zusammenspiel von unterschiedlich entwickelten Kindern werden. Ein wichtiges Ziel ist es, entmutigte Kinder zu stärken und ihnen Könnenserlebnisse zu vermitteln. Ich kann schaukeln, klettern, eine Strecke auf dem Balanciersteig balancieren, es aushalten, mich zu drehen, bis mir schwindelig wird, mich an einer Schräge hochziehen und auf der Bank wieder bäuchlings herunterrutschen. Diese Könnenserlebnisse müssen Kinder selbst erfahren, dazu bekommen sie Hilfestellung durch den Anregungswert des Lernraums Bewegung.

Die Stärke dieses Raumkonzepts liegt vor allem in der klaren Struktur, die Kindern eine schnelle Orientierung ermöglicht. Durch fest installierte Bewegungsgelegenheiten wie Kletter- und Sprossenwände, schnell einzuhängende Pendelgeräte oder eine Hängematte werden Kinder zum Klettern oder Schwingen inspiriert. Außerdem können sie die Kleingeräte ohne großen Aufwand für ihre Bewegungsideen nutzen. Für die Pädagogen liegt ein Vorteil in der großen Variabilität und einfachen Nutzbarkeit des Raums. Das gezielte Fördern und Fordern der Kinder bis hin zu therapeutischen Maßnahmen wird durch geeignete Geräte erleichtert. Das Raumkonzept macht es einfach, die Selbsttätigkeit der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und sie über die handelnde Auseinandersetzung mit Bewegungsaufgaben zu motivieren, eigene Lösungen über Bewegung zu finden. Dass sich dabei die motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten mitentwickeln, ist ein nützlicher Nebeneffekt.

In Balance kommen

Das Spiel mit dem Gleichgewicht

... wird als eine Basiskompetenz angesehen, die Kindern vielfältige Herausforderungen und Kompetenzen in Bezug auf Bewegungssicherheit, Haltungskontrolle, motorische Kompetenzen und den Umgang mit Anforderungen des Alltags vermittelt.
Für die Bewegungssicherheit ist das Gleichgewicht von wesentlicher Bedeutung. Es ist die Basis für eine gesunde, altersgemäße Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten.
Entwicklung braucht entsprechend anregungsreiche Umgebungen und Herausforderungen!
Kinder, deren Gleichgewichtsfähigkeit nicht ausreichend ausgebildet ist, reagieren im Alltag, zum Beispiel im Straßenverkehr, auf Spielplätzen oder beim Spielen mit anderen Kindern, ängstlich und verunsichert.
Da sie zunehmend anfordernde Aktivitäten vermeiden, erfahren sie weniger Entwicklungsreize. Außerdem laufen sie eher Gefahr, sich in relativ harmlosen Situationen zu verletzen.
Deshalb ist die Basiskompetenz "Gleichgewicht" auch eine Grundlage für Lebenskompetenz.
Mehr Informationen unter www.haltungbewegung.de

Draußen spielen und lernen

Freiräume sind Lernräume

Räume bilden. Darüber besteht Einigkeit. In der Gestaltung von vorschulischen und schulischen Freiräumen liegen besondere Chancen für die Ausbildung von Kompetenzen im sozialen, motorischen und kognitiven Lernen. Der Kompetenzerwerb gelingt am besten durch eigenständiges, forschendes Lernen, durch erprobendes Handeln. Diese zukunftsweisende pädagogische Ausrichtung wertet die Freiräume als Lernräume auf.

Das Anforderungsprofil von Freiräumen ist altersabhängig. Grundsätzlich geht es darum, die Kinder durch vielseitige Angebote immer wieder zu Bewegung und Spiel zu motivieren. Der Spielwert, die Aufenthaltsqualität und der motorische Anspruch entscheiden darüber, ob der Freiraum zum Lernraum werden kann.
Freiräume müssen allen Kindern Entwicklungsmöglichkeiten geben. Angesichts der angestrebten Inklusion sind Räume nicht nur barrierefrei, sondern auch für die Nutzung durch heterogene Gruppen zu gestalten.
Dem Anspruch der Barrierefreiheit wird die Spielanlage von HABA Pro gerecht. Kinder im Rollstuhl werden aktiv einbezogen und können sich individuell an der schrägen Kletterwand und an der Klimmzugstation oder am Barren bewegen und ihre Kräfte spielen lassen. Wichtiger ist jedoch die Chance auf die Umsetzung des gemeinsamen Spiels für Kinder mit und ohne Behinderung. Hier bietet die überschaubare Konstruktion eine anstiftende Basis zum handlungsbezogenen Umgang mit Unterschiedlichkeiten, im Bewegungsspiel miteinander, aber auch im Kräftemessen an der Kletterwand oder an der Klimmzugstation gegeneinander. Fantasievollen Lösungen wird genügend Spielraum gelassen.
Diese Spielanlage kann als stiller Impulsgeber zum dialogischen Miteinander führen, Röhrentelefone verbinden die untere und die obere Ebene, die nicht von allen Kindern erreicht werden kann. Mit seinen Rückzugsmöglichkeiten bietet die Spielanlage vielfältige Umsetzungsmöglichkeiten für dialogische und kreative Spielanlässe. Durch Variationen mit anderen Geräten kann jede Bildungseinrichtung den besonderen Bedarfen der Kindergruppen gerecht werden.

Herman Städtler
Sportlehrer; Schulleiter der Fridtjof-Nansen-Schule Hannover;
www.fns-online.de
Projektleiter "Bewegte Schule – gesunde Schule Niedersachsen" (Projekt des Kultusministeriums)
www.bewegteschule.de